Buchladen Sputnik mit Doppelstandards bei Veranstaltungen zu Israel und Palästina

Foto vom Buchladen Sputnik

Im Juni 2025 fragten wir den Buchladen Sputnik für eine Veranstaltung an. Es sollte um die Vorstellung des Buches „Apartheid in Israel – Tabu in Deutschland?“ gehen. Wir dokumentieren hier den Mailwechsel mit dem Buchladen-Kollektiv. Darin offenbart das Sputnik, seinem Selbstverständnis nach ein linker Laden, dass es für Buchvorstellung mit zweierlei Maß misst, wenn es um die kritische Auseinandersetzung mit der israelischen Geschichte und Gegenwart geht.

Unsere Anfrage von Mitte Juni:

Liebes Sputnik-Team,

wir würden gern eine Buchvorstellung bei euch machen. Und zwar von „Apartheid in Israel – Tabu in Deutschland?“, das im Neuen ISP- Verlag erschienen ist.

Wir würden dazu den Co-Autor Dr. Arne Andersen einladen. Zeitlich haben wir an die Woche 7. bis 13. Juli gedacht. Vorzugsweise am Donnerstag, 10. Juli. Beginn ab ca. 18:30 Uhr.

Wäre es möglich, die Buchvorstellung bei euch zu machen? Unten findet ihr den Entwurf des Einladungstextes.

Viele Grüße

Nachdem wir mehr als eine Woche keine Antwort erhielten und noch mal nachhakten, antwortete das Sputnik:

Hallo XXXXX,

grundsätzlich sind wir sehr daran interessiert, dass diese Debatte stattfindet. Wir wünschen uns allerdings ein Format, in dem verschiedene Positionen differenziert betrachtet werden. Wir sagen dir hiermit den Raum für die Veranstaltung nächste Woche ab. Wir überlegen über eine Veranstaltung im Herbst den Raum für diesen Austausch zu öffnen und nach weiterer Planung ggf. nochmal auf euch zurück zu kommen.

Viele Grüße aus dem Sputnik

Wir schrieben daraufhin folgende Antwort, auf die der Buchladen nicht mehr reagiert hat:

Liebes Sputnik-Team,

eure Absage und eure Begründung haben uns überrascht. Dazu haben wir einige Fragen.

Ihr schreibt, ihr wünscht euch ein Format, „in dem verschiedene Positionen differenziert betrachtet werden“. Ist es bei allen Buchvorstellungen bei euch Voraussetzung, dass noch eine andere Position als die des Autors präsentiert wird? Und wieso geht ihr davon aus, dass der Autor nicht ausgewogen zum Thema sprechen wird?

Ihr schreibt außerdem, ihr wärt „sehr daran interessiert, dass diese Debatte stattfindet“, sagt aber zugleich eine Veranstaltung ab, die genau diese Debatte ermöglichen würde. Eine Debatte (welche ihr genau mit „die Debatte“ meint, schreibt ihr nicht), könnte auf der Veranstaltung geführt werden. Hier wäre genau der Raum dafür. Stattdessen verschiebt ihr eine Debatte, die ihr angeblich wünscht, auf einen unbestimmten Zeitpunkt „im Herbst“.

Vielleicht gibt es im Sputnik-Kollektiv unterschiedliche Haltungen zu unserer Anfrage. Das wäre für uns nicht überraschend. Solche Differenzen sollten unseres Erachtens durch Absagen nicht umgangen, sondern transparent gemacht und aktiv bearbeitet werden.

Im öffentlichen (bürgerlichen wie linken) Raum werden palästinensische Perspektiven systematisch marginalisiert und unsichtbar gemacht. Gerade die der israelischen Regierung und des israelischen Militärs wird in den bürgerlichen Medien fast ausschließlich eingenommen. Ihr als Sputnik verpasst mit eurer Absage eine Möglichkeit hier für Balance zu sorgen.

Ein politischer Ort wie eurer lebt davon, dass auch schwierige Debatten geführt werden – ohne politische Schlagseite in der Entscheidung, wer überhaupt sprechen darf.

In diesem Sinne wünschen wir euch und uns, dass ihr und wir die nötigen Auseinandersetzungen führen und dabei offen bleiben für Empathie mit *allen* Menschen in der Region.

Viele Grüße

Letztendlich haben wir die Veranstaltung erfolgreich im Café Madia durchgeführt.

Beitragsbild: Foto vom Sputnik in der Charlottenstraße 28 (Foto: Katja Niendorf, Lizenz: gemeinfrei GNU-Lizenz für freie Dokumentation)

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